Integration in Schulen und Kindergärten

Flüchtlinge in Rösrath

Integration in Schulen und Kindergärten

Schulpflichtig sind alle dauer­haft zugewiesenen Kinder, die sich in einem Asylverfahren befinden, bereits Asyl erhalten haben oder im sogenannten Duldungsstatus leben. Sie werden vom Kommunalen Integrationszentrum des Rheinisch-Bergischen Kreises der nächstgelegenen Schule in ihrem Wohnort zugewiesen. Alle Kinder durchlaufen die schulische Eingangsuntersuchung beim Gesundheitsamt in Bergisch Gladbach, Grundschüler werden in speziell entwickelten sprachfreien Tests auf Schulfähigkeit untersucht.

Um ihre schnelle Integration geht es. Eine Herausforderung, von der die Rösrather Schulen und Kindergärten aufgrund ihrer räumlichen Nähe zu den Flüchtlingsunterkünften ganz unterschiedlich betroffen sind. So sind im Stadtteil Hoffnungsthal die Zahlen der Flüchtlingskinder in Kindergärten und an der Grundschule (noch) verschwindend gering, während in Forsbach die größte Anzahl an Flüchtlingskindern betreut wird.

Kindertagesstätten. Von den 30 Kindern unter fünf Jahren sind bislang nur sechs Kinder ab dem dritten Lebensjahr in Rösrather Kindergärten angekommen, der Großteil davon in Forsbach. Zum einen, weil Flüchtlingsfamilien häufig eine gemeinsame Phase der Eingewöh­nung brauchen. Zum anderen, weil es in Rösrath grundsätzlich an Kitaplätzen fehlt und Wartelisten existieren, in die sich Flüchtlingskinder einreihen müssen. Dass eine frühestmögliche Integration sinnvoll wäre, streitet niemand ab, faktisch sieht es für die kleinsten Flüchtlingskin­der mit Kitaplätzen allerdings schlecht aus.

Grundschulen. Nach Angaben der Stadt und eigenen Recherchen verteilen sich die schulpflichtigen Flüchtlingskinder bislang wie folgt:

Grundschule Hoffnungsthal1
Gemeinschaftsgrundschule Rösrath3
Katholische Grundschule Rösrath0
Grundschule Forsbach17*

<small>*davon 6 bereits zuvor aufgenommene Flüchtlingskinder</small>

»Die Herkulesaufgabe hat den Schulalltag für uns natürlich verändert«, berichtet Bettina Nebel, Schulleiterin der GGS Forsbach. »Viele Kinder und deren Eltern müssen – abgesehen von der Sprache – erst einmal lernen, was Schule überhaupt bedeutet«, erklärt die Pädagogin. Dass es eine Schul­pflicht gibt, einen festen Stundenplan, Bring- und Abholzeiten, Schulbücher und Hefte, die man regelmäßig nutzt und ab und zu eine Stundenplanänderung, die das Abweichen von den gerade erlernten Regeln erfordert. Dennoch erleben sie und ihr Team auch eine Art Aufbruchstimmung. »Wir sind als Kollegium und mit den Eltern eng zusammen­gerückt«, beschreibt Nebel die Situation. »Aber es kostet Zeit, viel Geduld und intensive Kommunikation, die ohne Dolmetscher nicht funktioniert«, auch das verschweigt die Schulleiterin nicht.

Die Flüchtlingskinder werden gemäß ihrem Alter und Wissensstand in den Regelklassen unterrichtet. Das ist an allen Grundschulen in Rösrath praktizierte Integration. Sprachförderung findet zusätzlich in Kleingrup­pen statt. In Forsbach lernen die Flüchtlingskinder zukünftig block­weise täglich an zwei Stunden vormittags Deutsch, mit Hilfe der Offenen Ganztagsschule und den von HIDEA geschulten Lesepaten. »Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend«, betont Nebel und freut sich, dass sie mit Frau Naraghi Thagi Of eine engagierte Mutter und für die Rösrather Flüchtlingshilfe aktive Dolmetscherin an ihrer Schule hat. Für die Zukunft sieht Nebel dringenden Bedarf für zusätzliche Lehrer und hat entsprechende Anträge an die Bezirksregierung gerichtet.

Weiterführende Schulen. Flüchtlingskinder, die in weiterführende Schulen gehen, erhalten unter dem Dach der Gemeinschaftshauptschule in einer »Internationalen Vorbereitungsklasse« (IVK) Sprachförderunterricht. Die IVK wur­de 2001 für Kinder mit Migrationshintergrund und Sprachdefiziten ins Leben gerufen und wird seither von Renate Linden-Quest mit großem Engagement gemanagt. Die Pädagogin hat derzeit 34 Schülerinnen und Schüler in der IVK, darunter 20 Flüchtlingskinder, die gruppenweise von vier Pädagogen je nach Sprach- und Bildungsstand unterrichtet werden. Alle Kinder nehmen parallel zur Sprachförderung in der IVK so schnell als möglich auch am Unterricht in ihrer Regelschule teil. Sechs Kinder der IVK besuchen derzeit das Gymnasium, acht die Realschule und zehn die Gemeinschaftshauptschule. »Das Potenzial der Kinder ist breit gefächert«, berichtet Linden-Quest. »Es reicht vom Kind mit dauerhaftem Sonderförderbedarf bis hin zum hochintelli­gen­ten, dreisprachig aufgewachsenen Jugendlichen.« Für das Gymnasium ist die Einrich­tung von zwei weiteren »Internationalen Vorbereitungsklassen« bei der Bezirksregierung beantragt, denn die Gemeinschaftshauptschule wird zum Schuljahr 2018/2019 endgültig geschlossen.

Unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. Sie haben es besonders schwer, so die Beobachtung von Linden-Quest. Unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, getrennt von der Familie, oft mit traumatischen Fluchterlebnissen im Gepäck, sind buchstäb­lich allein gelassen.

Besonders schwere Fälle werden mithilfe des schulpsychologischen Dienstes betreut, das gilt grundsätz­lich für alle Kinder und Jugendlichen an allen Schulen, berichtet Linden-Quest. Nach Angaben der Stadt leben zurzeit vier unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Rösrath, sie sind 16 und 17 Jahre alt. In Rösrath unterstützen die stationären Jugendhilfeeinrichtungen die Aufnahme dieser Flüchtlinge. Für sie stehen in den Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt »Der Sommerberg« sowie der Einrichtung der Diakonie Michaelshoven »Stephansheide« bis zu sechs Plätze zur kurzfristigen Unterbringung mit begleitender sozialpädagogischer Betreuung zur Verfügung. Die Stadt rechnet mit steigenden Zahlen, da aufgrund der neuen, gesetzlichen Regelungen seit November 2015 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge bundesweit auf alle Jugendämter verteilt werden.

Kreisweit werden Pflegefamilien gesucht, die bereit sind, einen Jugendlichen aufzunehmen. (Petra Stoll Hennen)