Davos – rodeln mit Tradition

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Davos – rodeln mit Tradition

Rodeln hat in Davos eine lange Tradition. Der Luftkurort gilt dabei als die Wiege des internationalen Schlittensports. Während die Einheimischen sich in ihrer Freizeit gerne mit Schlitten an den Hängen vergnüg­ten, entdeckten Gäste aus England das eigentliche Transportgerät für sich. Sie organisierten Rennen zwischen den Hotels. Die Engländer wollten aber auch wissen, wer der Schnellste ist, und darauf wetten. So begannen sie 1882, auf der Straße runter nach Klosters Massenstartrennen auszutragen. Ein Jahr später gab es so viele Teilnehmer, dass man auf Einzelrennen umstieg und die Zeiten per Taschenuhr stoppte. Daraus ist der Rodelsport entstan­den. Zu der Zeit sorgte der Engländer L. P. Child mit seinem Fahrstil für Furore. Er stürzte sich auf dem Bauch liegend und Kopf voran in die Bahn. Es war die Geburtsstunde des Skeletons. Daraus entwickelten die Davoser schließlich den Bobsport, für den es auf der Schatzalp sogar eine eigene Bahn gab.

Damals begann auch der weltweite Siegeszug des »Davoser Schlittens«. Seit Generationen wird er wegen seiner gutmütigen Fahreigenschaften geliebt. Er sieht aus wie ein kleiner Heuschlitten mit Schnur zum Ziehen. Zwei mit Eisen beschlagene Kufen sind nach vorne verjüngt. Die Sitzfläche besteht aus drei Holzlatten. Gesteuert und gebremst wird mit den Füßen.

Sind die Davoser in Feierlaune, sperren sie schon mal die Straße nach Klosters, präparieren Eiskurven und holen für spektakuläre Wettfahrten historische Kufengeräte aus dem Wintersport-Museum. Profi-Rennen gibt es nicht mehr. Dafür stehen in Davos und Klosters acht Schlittenbahnen zur Auswahl. Der Klassiker, die knapp drei Kilometer lange Genussfahrt von der Schatzalp durch eine traumhafte Berg- und Waldku­lisse, entspricht weitgehend jener von 1900. Und vielleicht gehen dort ja auch Teilnehmer des nächsten Weltwirtschaftsforums auf eine rasante Rodelfahrt. (Arnulf Boettcher)