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Dr. Josef Kirchner

Legalize it!

Jeder Zwölfjährige kann auf seinem heimischen Schulhof heutzutage alle illegalen Drogen von Marihuana über Crystal Meth bis Heroin frei Haus erwerben. Was ihm da genau verkauft wird, ist meistens höchst fragwürdig. Ob es Cannabis-Blüten sind, die mit irgendwelchen chemischen Zusatzstoffen imprägniert wurden, oder Kokain, das mit Pulvern versetzt wurde, und somit eher auf eine Sondermüll-Deponie und nicht in irgendein Nasenloch gehört.

Ich habe täglich mit Jugendlichen zu tun, die Drogen mehr oder weniger häufig konsumieren. Ich höre von Kiffenden, die manchmal anstatt des Gefühls des »High-seins« einen Höllentrip erleben oder von Kokain-Konsumierenden, dass mal die gewünschte Kokain-Wirkung eintritt, stark, mutig und unbesiegbar zu sein und sie ihre empfundenen Gefühle von Schwäche und Minderwertigkeit zeitweise vergessen können, mal eine Linie Koks sie für eine Woche aus der Wirklichkeit schießt und sie bunte Bilder sehen, als würde man im Kino tagelang die Fortsetzung von »Yellow Submarine« schauen. Es ist also nicht nur ein Problem der Züchtung von stärker THC-haltigen Cannabispflanzen, sondern vielmehr die kriminelle Energie von Drogenhändlern, die ihren Kunden Substanzen verkaufen, die mitunter lebensgefährlich sind. Ich halte es auch nicht für eine gute Lösung, den holländischen Weg zu gehen und Drogendealern Straffreiheit zu gewähren, sondern plädiere für eine staatlich monopolisierte Zulassungsinstanz, die bestimmte Cannabis-Sorten für den Verkauf in lizensierten Verkaufsstellen erlaubt. Sogar eine Staf­felung mit Freigabe weniger starker THC-Konzentration ab 16 Jahren kann diskutiert werden. Durch eine sinnvolle Besteuerung ähnlich zu den Steuern auf Alkohol und Tabak entstehen so der Solidargemeinschaft zusätzliche Einnahmen, die auch der Behandlung von Folgeerkrankungen dienen können. Hinzu kommt die Ersparnis im Polizeibereich, wenn die Polizei nicht dauernd irgendwelchen Klein-Dealern hinterherjagen muss, sondern sich auf die großen Fische im Hintergrund konzentrieren kann.

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland war im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr zum vierten Mal in Folge stark angestiegen. An den Folgen des Konsums illegaler Drogen starben im vergangenen Jahr 1826 Menschen. Häufig trägt die Vergiftung durch verunreinigte oder gestreckte Stoffe entscheidend zu Todesfällen bei. Mehr als 170000 Menschen sterben in Deutschland jährlich an den Folgen des Konsums von Alkohol und Tabak. (Die Welt Juli 2022)

Im Jahr 2021hatten wir laut Bundeskriminalamt 1183 Tote durch Konsum von Opiaten (Opium bis Heroin), 835 Opfer von Kokain/Amphetamin, aber kein einziges Opfer von Cannabis. (ZDF 21.7.2022)

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.

Bleiben Sie nachdenklich!
Ihr Team der jugendpsychiatrischen Praxis Rösrath!